Im Laufe der letzten zwei Jahrhunderte hat die Industrialisierung das Erscheinungsbild der Umwelt verändert. Kleinere Produktionsstätten und große Fabriken sind zum festen Bestandteil der Landschaft geworden. Anfänglich sind produzierende Betriebe in Städten entstanden und zogen starke Zuwanderung aus dem Land nach sich – Fachkräfte auf der Suche nach Arbeit. Im Laufe der Zeit stieg parallel zu wachsenden Produktionskapazitäten der Bedarf nach räumlicher Entwicklung, bezogen sowohl auf die Fabriken selbst als auch auf den städtischen Wohnraum. Dieser Spagat erwies sich bald als nur begrenzt realisierbar. Als Gegenmaßnahme erfolgte die Verlagerung von Fabriken ins Umland, der Weg der Mitarbeiter zu ihren Arbeitsplätzen verlängerte sich. Im Zuge des steigenden gesellschaftlichen Wohlstands wurde der Berufsverkehr immer häufiger mit dem eigenen PKW bewältigt, was zwangsläufig zu einem kontinuierlich wachsenden Verkehrsaufkommen führte. Die Folgen sind eine steigende Umweltverschmutzung, kilometerlange Staus in den Rush Hours, ein Mangel an Parkplätzen und – durch all dies – eine sinkende Lebensqualität. Neben den gesellschaftlichen und verkehrstechnischen Folgen kommen unternehmerische und wettbewerbliche Aspekte hinzu, welche Unternehmen dazu bewegen, die räumliche Dimension auf den Prüfstand zu stellen: In der globalisierten Wirtschaft möchten Unternehmen Wettbewerbsvorteile durch nachhaltiges Handeln erschließen. Des Weiteren erscheint es notwendig, dem Fachkräftemangel entgegenzuwirken, indem durch die Stadtnähe ein attraktives Arbeitsumfeld geschaffen wird. So wird den Synergien, die sich durch die Ansiedlung der Fabrik in der Stadt erschließen, eine wachsende Bedeutung bei der Wahl eines (neuen) Standortes beigemessen. Als Folge beobachten wir immer häufiger die Tendenz, dass Fabriken zurück in die Städte verlagert werden. Besonders deutlich ist das Phänomen in China ausgeprägt, wo neue Städte um die Fabriken errichtet werden. Für bestehende Produktionsstandorte kommt ein Umzug jedoch nur selten ohne Weiteres infrage. Für diese Unternehmen könnte eine „delokalisierte Produktion“ eine räumliche Prozessoptimierung darstellen. In diesem Ansatz wird die räumliche Einheit der Produktionsfaktoren aufgehoben, die physikalische Produktion und deren Planung und Steuerung werden räumlich voneinander entkoppelt. Diese und weitere Themen werden in der aktuellen Ausgabe von Industrie Management beleuchtet. Lesen Sie über künftige Ansätze urbaner Entwicklung, die Fabriken nachhaltig und smart integrieren und daraus Wettbewerbspotenziale erschließen.