Unter Risiko wird gemeinhin ein schädigendes Ereignis verstanden, das mit einer gewissen Wahrscheinlichkeit eintreffen wird. Der Umgang mit Risiken ist heute im Berufs- und Privatleben allgegenwärtig, unser Risikobewusstsein jedoch nicht immer. So lehnen manche Menschen einen Flug als viel zu gefährlich ab, fahren aber mit ihrem Pkw täglich zur Arbeit. Die Wahrscheinlichkeit, im Straßenverkehr zu verunglücken, ist 900 Mal so groß wie im Luftverkehr (bezogen auf Personenkilometer). Wir haben kein Sinnesorgan für das Risiko und treffen daher teilweise wenig sinnvolle Entscheidungen zur Risikobeherrschung. Dieses leider immer nur im Nachhinein zu beurteilende Verhalten findet sich auch in der Industrie an vielen Stellen, so etwa bei der Sicherstellung der Materialversorgung (viel zu große Lagerbestände, um das „Risiko“ von Unterdeckung zu vermeiden), bei der IT-Strategie (blinde Auswahl eines vermeintlichen Software-Marktführers, um das „Risiko“ eines vom Markt verschwindenden Anbieters zu vermeiden und auch bei der Investitionspolitik (bloß keine große Investition in deutsche Fertigungsstätten, wegen des „Risikos“ einer sich verschärfenden Steuergesetzgebung). Ich habe diese Beispiele bewusst überzeichnet, um deutlich zu machen, dass es angesichts des fehlenden Sinnesorgans einer umso systematischeren faktenbasierten Vorgehensweise bedarf, um nicht ein vermeintliches Risiko zu vermeiden, gleichzeitig aber hohe konstante Kosten zu generieren. Dieses systematische Vorgehen heißt Risikomanagement, besteht u. a. aus Risikopolitik, Analyse, Bewältigung, Steuerung und Dokumentation und ist in der Literatur und im Internet sehr gut dokumentiert. Mir bleibt nur, Ihnen ein risikobewusstes Durchlesen dieser Ausgabe von Industrie Management zu wünschen.