Neulich besuchte ich die Fabrik eines Herstellers mobiler Landmaschinen. Etwa 80 Fahrzeuge am Tag werden individuell nach Kundenwunsch in Losgröße 1 produziert. Außerordentlich viel Wert wird auf Qualität gelegt; zusätzlich schaffen Andon-Boards in allen Bereichen der Fabrik volle Transparenz über die geplante und aktuelle Leistung der Fertigung. Um dieses hervorragend aufeinander abgestimmte Zusammenspiel zu erreichen, sind sehr viele Informationen erforderlich.
Auch in den Produkten dieses Herstellers sind bereits sehr viele Sensoren verbaut. Umso überraschter war ich, als ich hörte, dass die vielen Informationen aus der täglichen Nutzung der Landmaschine nicht (!) für die Gestaltung der nächsten Produktgeneration ausgewertet werden. Produktentwicklung, Produktion und Service nutzen häu g noch immer nicht alle bereits verfügbaren Daten, so das Ergebnis unserer Internet-of-Things-Studie bereits Anfang des Jahres. Der oben beschriebene Hersteller scheint da keine Ausnahme zu sein. Allerdings stellt die Nutzung von Lebenszyklusdaten in der Anpassungskonstruktion noch kein neues Geschäftsmodell dar.
In unserem Anwendungszentrum Industrie 4.0 (www.industrie40-live.de) diskutieren wir inzwischen nahezu wöchentlich die Perspektive des Einsatzes Cyber-Physischer Systeme in der Industrie. Dabei zeichnet sich immer deutlicher ab, dass neue Geschäftsmodelle nicht durch inkrementelle Prozessverbesserungen entstehen, sondern durch Überschreitung bisheriger Grenzen. Nur wenn es gelingt, eine Win-Win-Win-Situation vom Hersteller über den Händler bis hin zum Endkunden zu schaffen, dann werden neue Geschäftsmodelle möglich. Diese bestehen mitnichten im Verkauf der beim Endkunden entstehenden Daten, sondern insbesondere in der Gestaltung neuer Leistungsbündel aus physischem Produkt und Dienstleistung.