In einem früheren Editorial dieser Zeitschrift habe ich geschrieben „Automatisierung schafft Arbeitsplätze“. Bis heute ist diese Aussage, entgegen den jetzt wieder zu lesenden Behauptungen fachfremder Laien, gültig geblieben: In einem Hochlohnstandort wie Deutschland müssen Effizienz der Fabrik und Individualisierung der Produkte integrativ bewältigt werden, das geht nur durch intelligente Automatisierung. Diese Investitionen in die heimischen Fabriken haben in den letzten Jahren Arbeitsplätze geschaffen und nicht verhindert, wie die Statistik des verarbeitenden Gewerbes aufzeigt. Das Ganze passiert übrigens ohne politischen Einfluss, der ohnehin nicht überbewertet werden sollte. Angeblich ist ja Industrie 4.0 eine der Hauptaufgaben deutscher Wirtschafts- und Forschungspolitik, betonen übereinstimmend die Kanzlerin und der Wirtschaftsminister. Die Realität sieht anders aus: Einhundert Konsortien aus deutschen Fertigungsunternehmen und deutschen Forschungseinrichtungen haben Projektanträge eingereicht, wie dieses Thema „auf den Hallenboden“ gebracht werden könnte. Einhundert Projekte, mit denen die deutsche Industrie in der Anwendung von Industrie 4.0 weit nach vorn katapultiert werden könnte. Nun raten Sie mal, wie viele dieser Projektanträge bewilligt wurden; es sind ganze neun. Über 90 Vorhaben wurde jetzt mitgeteilt, dass bei ihnen Industrie 4.0 nicht wichtig sei. Ungeachtet dessen bleibt das Thema äußerst spannend. Ich wünsche Ihnen eine anregende Lektüre.